Ich bin für 6 Wochen aufs Pixel 9 Pro umgestiegen und das kam dabei raus

Das ist es also, das Pixel 9 Pro von Google. Es ersetzte für sechs Wochen mein Samsung-Handy.Bild: watson

Review

Ein Handy von Google statt von Samsung oder Apple? Wie gut das neue Vorzeige-Android-Smartphone wirklich ist, verrät unser ausführlicher Test.

06.10.2024, 12:0406.10.2024, 13:34

Oliver Wietlisbach
Oliver Wietlisbach

Seit Jahren hört sich jedes Fazit zu einem neuen Google-Pixel-Handy gleich an: Tolle Software, aber die Hardware ist nicht ganz auf dem Niveau von Apple und Samsung. Ist das auch beim Pixel 9 Pro so?

Nun, ich habe das neue Google-Phone gut eineinhalb Monate im Alltag genutzt – und für alle, die mit dem Gedanken spielen, ins Team Pixel zu wechseln, habe ich ziemlich gute Neuigkeiten.

Wie lässt sich das neue Google-Phone in einem Satz beschreiben?

Modernste Technik in einem kompakten (nicht winzigen!) Smartphone zu Preisen fast wie bei Apple.

Was ist das beste neue Feature?

Das Beste ist nicht ein bestimmtes neues Feature. Am meisten gefällt mir, dass man sich nicht mehr zwischen einem grossen Smartphone mit Top-Ausstattung und einem kleineren Modell mit abgespeckter Hardware entscheiden muss. Das von mir getestete Pixel 9 Pro (6,3-Zoll-Display) bietet alle Funktionen des grossen Pixel 9 Pro XL (6,8 Zoll), aber im handlichen Format. Na geht doch, Google!

Das Pixel 9 Pro (6,3 Zoll) bietet die gleiche Top-Ausstattung wie das grössere Pixel 9 Pro XL (6,8 Zoll).

Das Pixel 9 Pro (6,3 Zoll) bietet die gleiche Top-Ausstattung wie das grössere Pixel 9 Pro XL (6,8 Zoll). bild: google

  • Pixel 9 Pro: 152,8 x 72 x 8,5 mm
  • Pixel 9 Pro XL: 162,8 × 76,6 × 8,5 mm

Wie sieht das Teil aus?

Von vorn wie ein iPhone oder Galaxy von Samsung, von hinten wie ein Pixel.

Google Pixel 9 Pro

Matte Rückseite, polierter Rahmen, strahlend helles Display. Pas mal!Bild: google

Die Display-Ränder sind nochmals etwas schmaler und vollkommen symmetrisch. Die Rückseite inklusive der neu gestalteten Kamera-Leiste haben eine matte, der Rahmen eine metallisch-glänzende Oberfläche. Die Seiten sind nicht mehr wie beim Pixel 8 Pro abgerundet, sondern flach und kantig. Minimale Abrundungen zum Display und zur Rückseite sorgen dafür, dass das Smartphone gut und bequem in der Hand liegt.

Pixel 9 Pro (links) und das Pixel 8 Pro von letztem Jahr. Die Rückseite des neuen Modells fühlt sich wertiger an.

Pixel 9 Pro (links) und das Pixel 8 Pro von letztem Jahr. Die Rückseite des neuen Modells fühlt sich wertiger an.bild: beebom

Das neue Modell sieht moderner als der Vorgänger aus und fühlt sich in der Hand deutlich hochwertiger an. Mit fast 200 Gramm ist es aber kein Leichtgewicht.

Welche Farben gibt es?

Das Pixel 9 Pro kommt in Obsidian, Hazel, Rose Quartz und Porcelain.

Das Pixel 9 Pro kommt in Obsidian, Hazel, Rose Quartz und Porcelain.bild: google

Was sind die wichtigsten technischen Daten?

  • Display: 6,27 Zoll (OLED), 1280 × 2856 Pixel, 495 ppi, 1–120 Hz, HDR, Gorilla Glass Victus 2
  • Prozessor: Google Tensor G4
  • Speicher: 128 GB / 256 GB / 512 GB
  • Arbeitsspeicher: 16 GB
  • Kamera:
    – 50-MP-Weitwinkel
    – 48-MP-Ultraweitwinkel
    – 48-MP-Kamera mit 5-fach-Teleobjektiv
    – 42-MP-Selfie-Kamera
  • Akku: 4700 mAh
  • Masse: 152,8 mm (Höhe) × 72 mm (Breite) × 8,5 mm (Tiefe)
  • Gewicht: 199 g
  • OS: Android 14

Alle weiteren Spezifikationen findest du hier.

Wie lange gibt es Updates?

Es gibt sieben Jahre Android- und sieben Jahre Sicherheitsupdates.

Macht Google endlich gleich gute Handys wie Apple und Samsung?

Ja.

Viele Jahre glänzten Googles Pixel mit starker Software, nun überzeugt auch die Hardware: Design, Display, Verarbeitung etc. ist alles auf dem Level von Apple und Samsung. Mit einer Ausnahme, zu der wir gleich kommen.

Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie viele Punkte erhält es?

9 von 10.

Das scheint sehr hoch, aber Google hat geliefert und fast alle Makel der Vorgänger ausgemerzt. Ausserdem findet man aktuell schlicht kein Smartphone, das deutlich besser als das Pixel 9 Pro wäre.

Ein Defizit bleibt: Googles G4-Prozessor ist weiterhin nicht auf Augenhöhe mit den Chips in den neusten Apple- und Samsung-Geräten. Ich kann es aber nicht genug betonen: Im Alltag hat dies bei 99 von 100 Anwendungen keinen negativen Effekt. Ich hatte keine Sekunde das Gefühl, zu wenig Leistung zu haben.

Was kann die Kamera?

Nahaufnahme? ✔️

Bild

bild: watson

Zoom? ✔️ (Wische nach links und rechts, um beide Fotos zu sehen)

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Pixel 9 und Pixel 9 Pro haben die gleiche Haupt- und Ultraweitwinkel-Kamera. Wer auf diesen 30-fachen Zoom verzichten kann, bekommt mit dem normalen Pixel 9 die gleiche Fotoqualität.

Fotos sehen fantastisch aus, egal ob Porträt, Landschaft, Selfie, Zoom oder Nachtaufnahme.

ABER: Die Fotoqualität ist gegenüber dem Vorjahresmodell nur minim besser. Auch das Pixel 8 Pro von 2023 liefert ausgeglichen belichtete Bilder mit sehr hohem Dynamikumfang und überzeugender Schärfe.

Somit bleibt als sichtbares Upgrade die bei wenig Licht verbesserte Videoqualität, die optional mit Googles KI-Funktion Video-Boost weiter optimiert werden kann.

Das kann die neue Google-Kamera

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Das kann die neue Google-Kamera

Ein Beispielfoto mit dem Pixel 8 Pro von 2023. Kann das neue Pixel 9 Pro ebenfalls überzeugen?

quelle: watson / oliver wietlisbach

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Tipp: Wer es noch nicht weiss – mit einem Doppeltippen des Einschalt-Buttons kann die Kamera-App jederzeit rasch gestartet werden.

Hält der Akku endlich länger als einen Tag?

Ich komme im Schnitt auf rund 1,5 Tage Akkulaufzeit, was für ein nicht besonders grosses Gerät ziemlich gut ist. Je nach Nutzungsverhalten liegt die typische Laufzeit zwischen einem und zwei Tagen. Frühere Pixel mögen bei der Akkulaufzeit enttäuscht haben, inzwischen ist dies nicht mehr der Fall.

Für ein 949 Franken teures Smartphone enttäuschend ist die Ladegeschwindigkeit: Nach 10 Minuten hat das Pixel 9 Pro nur 17 Prozent nachgeladen, nach 30 Minuten waren es 50 Prozent. Von 0 auf 100 dauerte es rund 90 Minuten.

Gibt es auch Dinge, die nicht überzeugen?

Abgesehen von der mässigen Akku-Ladegeschwindigkeit? Ja, die Qualität der von Google gehypten KI-Funktionen variiert stark (siehe Punkt 13 und 14) und neue Features wie Notruf über Satellit sind bei uns noch nicht verfügbar.

Speziell fragwürdig ist die Entscheidung, das 949 Franken teure Pixel 9 Pro in der Basisversion mit nur 128 GB Speicher auszustatten. Beim Pixel 9 für 799 Franken geht das eher in Ordnung, beim Pro-Modell wären 256 GB angemessen. Google orientiert sich offenbar an Apple, das sich erdreistet, das iPhone 16 Pro mit 128 GB für 1049 Franken zu verkaufen.

Was ist eigentlich wirklich neu?

Das neue Pixel 9 Pro von Google gibt es mit 128 GB Speicher ab 949 Franken.

Das Pixel-Display ist Spitzenklasse.Bild: watson

  • Helleres und robusteres Display, allerdings ohne die Anti-Reflexionsschicht von Samsungs Galaxy S24 Ultra
  • Neuer Ultraschall-Fingerabdruck-Scanner im Display entsperrt schneller und zuverlässiger
  • Prozessor ist etwas schneller und effizienter, für eine etwas bessere Akkulaufzeit
  • Neu ist die Dampfkammer, die eine optimierte Kühlung und somit bessere Dauerperformance ermöglicht
  • Mehr Arbeitsspeicher (16 statt 12 GB), damit mehr KI-Anwendungen direkt auf dem Gerät ausgeführt werden können
  • Ultraweitwinkel- und Selfie-Kamera lösen höher auf
  • Neue Farben, neues Design und oh, eine neue Wetter-App gibt’s auch

Gibt es ein Feature mit Wow-Effekt?

Gemini Live, also natürlich wirkende Gespräche mit Googles Künstlicher Intelligenz. Statt wie mit Apples Siri oder dem Google Assistant eine Frage zu stellen und auf die Antwort zu warten, ermöglicht Gemini Live flüssige Unterhaltungen, die sich fast wie ein Gespräch mit einem Menschen anfühlen. Man kann drauflosreden, ohne darauf achten zu müssen, dass man seine Sätze möglichst einfach oder präzise formuliert (ja, ChatGPT kann das auch, aber bei uns erst auf Umwegen).

Ist es beeindruckend? Sicher. Aber braucht man das? Keine Ahnung. Schau es dir einfach mal in diesem Video an.

Ein kurzer Schwatz mit Googles KI Gemini

Gemini Live erlaubt natürlich wirkende Unterhaltungen mit Googles KI Gemini.Video: YouTube/Parker Burton

Solche Schwätzchen mit Gemini funktionieren erst auf Englisch (Deutsch, Französisch und weitere Sprachen folgen in den kommenden Wochen). Und wie bei einer Unterhaltung mit einem Menschen können die Informationen richtig oder falsch sein …

Gemini Live ist kostenlos und nicht Pixel-exklusiv, läuft also auf jedem Android-Smartphone mit installierter Gemini-App, sofern die Sprache in der App auf Englisch eingestellt ist.

Ist der Rummel um die neuen KI-Funktionen gerechtfertigt?

Jein.

Das Pixel ist vollgestopft mit Googles KI und ein paar Features sind im Alltag sogar nützlich: Etwa die automatische Übersetzung von Chatnachrichten, Webseiten etc. sowie live generierte Untertitel in Videos oder bei Telefon- und Videoanrufen. Beides geschieht lokal auf dem Gerät und die Resultate schwanken zwischen brauchbar und richtig gut.

Die von Google gehypten KI-Funktionen sind aber generell unterschiedlich ausgereift, bei uns teils in der Funktionalität beschnitten oder noch gar nicht verfügbar. Im Prinzip interessante Anwendungen wie Anrufnotizen (Telefonat aufnehmen, transkribieren, zusammenfassen) oder Anruf-Filter (Googles Anrufassistent prüft den Anruf und fragt, wer anruft und warum) können in der Schweiz nicht genutzt werden.

Verfügbar und bereits ziemlich gut – natürlich noch mit viel Luft nach oben – ist hingegen Googles ChatGPT-Pendant Gemini (siehe Punkt 13). Der relativ neue KI-Chatbot ist ein Google Assistant auf Steroiden oder eine smarte Siri, die deine Fragen tatsächlich versteht, Dokumente übersetzt, Texte zusammenfasst, Mathe-Probleme löst oder bei der Erstellung von Präsentationen hilft.

Oder verblüffend erschreckend realistische Bilder erstellt.

Googles KI-Bildgenerator ist schon fast zu gut …

Beispiel-Fotos mit dem Google Pixel 9 Pro.

Gemini kann auch KI-Bilder anhand von Text- oder Spracheingaben erstellen.Bild: watson

Ich habe Gemini mehrmals aufgefordert, es solle «ein realistisches Foto eines kleinen Hundes erstellen, der am Strand in die Luft springt und einen kleinen Ball fängt».

Die KI-Fotos waren durchs Band überzeugend.

Googles Chatbot Gemini generierte diesen Hund in fünf Sekunden.

Googles Chatbot Gemini generierte diesen Hund in fünf Sekunden.bild: watson / google Gemini generiertes KI-Foto

Google musste Anfang Jahr für seinen KI-Bildgenerator zu Recht harsche Kritik einstecken. Gemini generierte beispielsweise schwarze Nazi-Soldaten. Inzwischen hat Google nachgebessert und der KI Zügel angelegt; sie erstellt unter anderem keine fotorealistischen Darstellungen bekannter Personen.

Gemini ist im Web oder als App für alle Android-Smartphones verfügbar.

Erweitert hat Google auch die KI-Funktionen seiner Foto-App. Man kann beispielsweise den Hintergrund eines Fotos markieren und ohne Bildbearbeitungskenntnisse neu gestalten lassen. Im folgenden Beispiel habe ich Google gebeten, den Hintergrund «als verschneite Berglandschaft» zu erstellen. Die Resultate variieren, aber für Spielereien taugt es allemal.

Googles Foto-App kann nun dies

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Googles Foto-App kann Bilder mit Textanweisungen wie «Hintergrund als verschneite Berglandschaft» neu gestalten.

Wirklich von Nutzen sind bereits bekannte Features wie verschwommene Fotos nachträglich mit einem Tippen zu schärfen oder störende Stimmen oder Geräusche aus Videos zu löschen. Beides funktioniert ziemlich gut.

Diese KI-Funktionen der App «Google-Fotos» (magischer Radierer etc.) können grösstenteils auch auf Android-Smartphones anderer Hersteller und selbst auf dem iPhone kostenlos genutzt werden. Diverse weitere KI-Funktionen und die Basisversion von Gemini sind ebenfalls kostenlos. Googles fortschrittlichstes KI-Modell Gemini Advanced (für berufliche Anwendungen) ist hingegen Teil des Google-One-Premium-Abos, das auch 2 TB Speicherplatz bietet und 17 Franken/Monat kostet (das erste Jahr ist für Pixel-9-Pro-Käufer kostenlos).

Was sollte man sonst noch wissen?

Das Pixel 9 Pro erhält sieben Jahre Updates und viele Komponenten lassen sich relativ gut reparieren. Doch ausgerechnet der Akkutausch bleibt eine diffizile Angelegenheit, wie die Reparaturprofis von iFixit bemängeln.

Das Pixel 9 Pro kann zwar kabellos laden, unterstützt aber nicht den schnelleren Qi2-Standard. Ohne entsprechende MagSafe-Schutzhülle lassen sich daher keine magnetischen Ladepads nutzen.

Was kostet der Spass?

  • Pixel 9 Pro: ab 949 Franken (offizieller Preis)
  • Pixel 9 Pro XL: ab 1079 Franken
  • Pixel 9: ab 799 Franken

Die nahezu gleich guten Geräte Pixel 8 und Pixel 8 Pro gibt es inzwischen für rund 500 bzw. 650 Franken. Das Einsteiger-Modell Pixel 8a kostet ungefähr 450 Franken.

Zum Vergleich:

  • iPhone 16 Pro: ab 1049 Franken (offizieller Preis)
  • Galaxy S24 Ultra: ab 1079 Franken

Lohnt es sich oder tut es auch ein günstigeres Pixel?

Links das Pixel 9, rechts das Pixel 9 Pro mit einer zusätzlichen Linse für den 5-fachen optischen Zoom.

Links das Pixel 9, rechts das Pixel 9 Pro mit einer zusätzlichen Linse für den 5-fachen optischen Zoom.Bild: google

Die Unterschiede zwischen Pixel 9 und dem gleich grossen Pixel 9 Pro liegen in den Details:

  • Beide sehen wertig aus, aber nur das Pro-Modell hat eine matte Rückseite
  • Beide haben eine Kamera auf absolutem Top-Niveau, aber das Pro-Modell hat den besseren Zoom im Foto- und Video-Modus
  • Beide haben ein robustes Display der Spitzenklasse, aber das Pro-Modell hat eine minim höhere Auflösung und ist noch etwas heller
  • Beide haben den neusten Google-Prozessor (G4), aber das Pro-Modell hat noch etwas mehr RAM (16 statt 12 GB)
  • Nur das Pro-Modell unterstützt die Funktechnologie Ultra-Wideband (UWB), um etwa das Auto mit dem Handy zu öffnen
  • Nur das Pro-Modell hat einen Temperatursensor, um unter anderem die Körpertemperatur zu messen
Technische Daten Pixel 9, Pixel 9 Pro und Pixel 9 Pro XL

Unser Test zum günstigeren Pixel 8a

Noch immer gut: Das Pixel 8 Pro im watson-Test

Oder doch lieber das neue Fairphone?